Tipps und Tricks des Monats – September 2013

So langsam wird es kälter und man sollte sich schon mal ein paar Gedanken zu der Winterfrisur seines Pferdes machen. Will ich mein Pferd im Winter eindecken, will ich es vielleicht sogar scheren oder soll es ein zotteliges Winterfell bekommen. Wann aber sollte ein Pferd geschoren werden und was sind die Vor- und Nachteile des Scherens. Dies habe ich im folgenden Artikel kurz zusammengefasst. Außerdem findet ihr noch ein paar Tipps zum Scheren.

Vor- und Nachteile des Scherens

Besonders bei Sportpferden ist das Scheren weit verbreitet. Freizeitreiter empfinden es dagegen häufig als pferdeunfreundlich. Hier einige Argumente für und gegen das Scheren.

Gegen das Scheren sprechen folgende Punkte:

  • Das Winterfell bietet dem Pferd natürlichen Schutz, den das Pferd durch aufstellen des Fells auch an kühlere Temperaturen anpassen kann.
  • Ein geschorenes Pferd muss immer eingedeckt werden und braucht für die Koppel oder den Paddock eine zusätzliche dickere Decke.
  • Geschorenen Pferde sind oft empfindlicher und bekommen leichter Pilz und Scheuerstellen.

Hier einige Argumente für das Scheren:

  • Das Pferd trocknet nach dem Reiten schneller und erkältet sich daher nicht so leicht.
  • Das kurze Fell lässt sich leichter sauber halten.
  • Das Pferd überhitzt beim Reiten nicht so schnell und ist daher leistungsbereiter.

Rechtzeitiges eindecken kann das Scheren überflüssig machen

Wer sein Pferd auch im Winter voll reiten will, hat meist mit dem Winterfell zu kämpfen. Beim Reiten schwitzt das Pferd schnell und trocknet hinterher nur schlecht wieder. Eine Lösung ist, das Pferd zu scheren. Aber es gibt auch eine Alternative – Rechtzeitig eindecken.

Wenn man das Pferd schon ab Ende August in den ersten kalten Nächten eindeckt und die Decke bei kühler Witterung auch tagsüber drauflässt, bekommen viele Pferde kaum Winterfell. Das ist zwar umständlich, spart aber das eventuell das Scheren. Das ist besonders bei empfindlichen Pferden von Vorteil.

Diese Taktik funktioniert nicht bei allen Pferden. Bei Pferden, die aus warmen Ländern stammen und ohnehin nur wenig Winterfell bekommen, funktioniert das ganz gut. Zum Beispiel bei einem Vollblüter oder einem Andalusier verhindert die Decke meist das Winterfell.

Auch bei vielen Warmblütern geht diese Taktik auf. Schwieriger ist es da schon bei den nordischen Rassen, etwa Norwegern oder Isländern. Diese Rassen bekommen von Natur aus ein sehr dickes Winterfell. Die Entwicklung der dicken Wolle wird dabei nicht nur von der Temperatur gesteuert, sondern auch vom veränderten Lichteinfall. Ein Isländer wird sich also wahrscheinlich trotz dicker Decke und warmen Stall in einen Teddybär verwandeln.

Wichtig ist bei dieser Taktik allerdings, dass das Pferd nicht unter der Decke schwitzt. Wenn dies passiert erkälten sich Pferde schnell. Beobachte am Besten in der Zeit besonders den Wetterbericht, damit du Vorsorgen kannst, falls zwischendurch mal wieder ein Tag mit höheren Temperaturen kommt. Außerdem sollte man nicht vorschnell die dickste Decke auspacken, denn das Pferd hat seine Wohlfühltemperatur um die 10°C. Mach die Deckenwahl nicht nach deinem Gefühl, sondern nach den Temperaturen abhängig. Dafür empfiehlt es sich ein Thermometer im Stall anzubringen.

Dann sollten Pferde geschoren werden

Ob man sein Pferd schert oder nicht, ist in vielen Ställen eine Frage der Ideologie. In manchen Fällen ist es unnötig, ein Pferd zu scheren, zum Beispiel, wenn es im Winter seltener geritten wird oder kaum Winterfell bekommt. Ist das Pferd jedoch nach jedem reiten klatschnass und trocknet kaum, sollte es geschoren werden.

Hier einige Punkte, wann du ernsthaft in Erwägung ziehen solltest dein Pferd zu scheren:

  • Du reitest das Pferd regelmäßig mindestens vier Mal pro Woche und es ist nach dem Reiten jedes Mal nass geschwitzt.
  • Das Pferd braucht sehr lange, bis das Fell wieder getrocknet ist, mindestens 20 Minuten.
  • Das Pferd schwitzt schon im Stall, da das Winterfell zu dicht für den warmen Stall ist.
  • Das Pferd fängt schon bei geringen Belastungen an zu schwitzen und wird sehr schnell müde.
  • Das Pferd bekommt ein sehr langes dickes Winterfell. Dann lässt es sich nicht mehr vernünftig putzen und trocknet nur noch sehr langsam, wenn es einmal nass geschwitzt ist. Manche nordischen Rassen, zum Beispiel Isländer bekommen eine solch dichte Unterwolle, dass das Trocknen bis zu zwei Tagen dauern kann.

Trifft einer dieser Punkte zu, ist es wahrscheinlich sinnvoll, das Pferd zumindest teilweise zu scheren und mit einer Decke zu versehen. Die Dicke der Decke lässt sich an die Temperatur anpassen und das Pferd schwitzt bei der Arbeit nicht mehr so.

Auf diese Weise ist auch die Gefahr einer Erkältung geringer, da das Pferd nicht mehr über längere Zeit feucht in der Box steht.

Pferd scheren: so geht es einfach

Wer sein Pferd scheren will, sollte sich dafür mindestens zwei, eher drei Stunden Zeit nehmen. Am günstigsten ist ein Zeitpunkt zu dem das Pferd ruhig oder vielleicht etwas müde ist.

Direkt nach dem Reiten ist es nicht günstig, das Pferd zu scheren, da sich das feuchte Fell kaum scheren lässt.

Suche dir einen ruhigen Ort im Stall, wo du das Pferd sicher anbinden kannst und eine Steckdose in der Nähe ist.

Bürste das Pferd mit einer Wurzelbürste ab um Schmutz und verklebte Stellen zu entfernen.

Lege eine Kardätsche bereit, um zwischendurch die losen Haare abzubürsten.

Öle die Scherblätter der Schermaschine noch einmal und stecken sie sie ein.

Achte darauf, dass das Pferd nicht auf das Kabel treten kann. Denn der Stromschlag könnte tödlich sein.

Tipp: Hake einen großen Karabiner in deinen Gürtel und hänge das Kabel darin ein. So folgt es dir überall hin und liegt nicht auf dem Boden.

Schalte die Schermaschinen erst einmal in der Luft ein, damit sich das Pferd an das Geräusch gewöhnen kann.

Beginne mit dem Scheren an einer unempfindlichen Stelle, an der du erst einmal großflächig scheren kannst, zum Beispiel am Hals oder an der Kruppe.

Schere in möglichst großen Zügen immer genau gegen den Strich.

Bei vielen Schermaschinen lässt sich die Festigkeit des Haares oder die Länge einstellen. Probiere ruhig etwas herum, welche Einstellung am besten geht. Eine Einstellung ist nicht unbedingt für das ganze Pferd geeignet. Geht das Scheren an einer Stelle schwerer, ruhig noch einmal nachjustieren.

Zwischendurch solltest du immer wieder die losen Haare vom Pferd abbürsten und die Scherblätter der Maschine nachölen (min. alle 10 Minuten). Sonst läuft die Maschine heiß.

Für Kopf und Beine eignen sich kleine Akku-Schermaschinen besser, da sie leise sind. Außerdem besteht hier keine Gefahr, dass das Pferd auf das Kabel tritt.

Tipp: Tragen Sie zum Scheren einen Arbeitskittel oder einen Joggiganzug aus Polyester über Ihrer Kleidung. So landen die Haarstoppel nicht überall. Das vermeidet nerviges Jucken auf der Haut.

 

Muster scheren

Wer sein Pferd schert kann ihm dabei gleichzeitig einen modischen Haarschnitt verpassen. Besonders beliebt sind dabei Muster auf den Schenkeln und der Kruppe.

Und so gelingen die Muster:

Zuerst eine Vorlage in Originalgröße auf Papier aufzeichnen und ausschneiden.

Die Vorlage auf das noch ungeschorene Pferd auflegen und die Umrisse markieren. Zum Markieren eignet sich zum Beispiel Silberspray sehr gut. Einfach die Schablone auflegen und das Spray darauf sprühen. Wenn Sie die Schablone jetzt abnehmen sehen Sie die Ränder silberfarbend. Die Silberne Farbe wird dann später mit weg geschoren.

Ist das Pferd empfindlich auf Sprays, geht auch ein dicker wasserfester Filzstift. Bei Schimmeln funktioniert Blauspray, aber nicht zuviel, da die Farbe sonst bis auf die Haut durchgeht.

Jetzt können Sie das Pferd scheren und sehen genau was für das Muster stehen bleiben soll.

Tipp: Wählen Sie keine zu filigranen Muster, die lassen sich nur schwer herausscheren. Für Anfänger eignen sich besonders Muster mit geraden Kanten, zum Beispiel Dreiecke oder Sterne. Mit einer kleinen Schermaschine für Kopf und Beine lassen sich die Mauster präziser scheren.

 

Nun habt ihr die Qual der Wahl – Ich persönlich entscheide mich meistens zwischen einer Mischung aus dem rechtzeitigen Eindecken und dem Scheren. Da mein Pferd auch gefahren wird und das Rumhandtieren mit Abschwitzdecken hier immer etwas umständlicher ist, Decke ich mein Pferd immer früh ein und schere es erst, wenn es wieder etwas wärmer wird. Meistens hat das Pferd auch erst dann das komplette Winterfell durchgeschoben. So habe ich einen für mich gut vertretbaren Kompromiss gefunden und biete dem Pferd ausreichend Schutz im Winter, erleichtere mir aber auch den Übergang beim Fellwechsel. Das Pferd schwitzt nicht so stark und ich brauche nicht wochenlang das ganze Winterfell wieder rausbürsten.

Ich wünsche euch einen schönen September und hoffe, dass uns noch der ein oder anderen Sonnenstrahlen erfreuen wird.

Mit reiterlichen Grüßen
Friederike Hobbie