Tipps und Tricks des Monats – Februar 2013

Gelassenheitstraining, Bodenarbeit und Stangenarbeit

Jetzt in den kalten Wintermonaten kann die Hallenarbeit schnell eintönig und auch langweilig werden. Deswegen sollte man den Pferden etwas Abwechslung verschaffen. Aus diesem Grund schlage ich euch hier ein paar Bodenübungen und Aufgaben aus dem Gelassenheitstraining vor, mit denen ihr eure Pferde ein Paar der restlichen kalten Tage unterhalten könnt.

Für eure und die Sicherheit eurer Pferde solltet ihr bei den Übungen immer festes, knöchelhohes Schuhwerk und Handschuhe tragen, um Verletzungen zu vermeiden. Das Pferd kann wahlweise mit einer Trense oder einem Kappzaum getrenst sein oder ein normales oder ein Knotenhalfter tragen. Außerdem empfehlen wir dem Pferd Gamaschen anzulegen.

  • Rückwärts durch ein Stangen L oder Labyrinth

Dies ist eine beliebte Übung, die das Vertrauen und Gehorsam zwischen Pferd und Reiter abfragt und bildet. Bevor man diese Übung allerdings macht, muss zunächst einmal das Rückwärtsgehen trainiert werden.

Damit das Pferd einen Schritt nach hinten macht, tippe es mit dem Finger an Brust oder Buggelenk und gebe das Kommando „Zurück“. Nimm den Druck weg, sobald das Pferd sein Bein bewegt. Zeige mit dem Finger in die Richtung, in die das Pferd gehen soll. Schicke dein Pferd zunächst nur ein oder zwei Schritte rückwärts. Überfordere dein Pferd nicht, indem du es eine lange Strecke rückwärts schickst. Halte zwischendurch, und lasse es stillstehen. Das beruhigt nervöse Pferde, die am liebsten durchs L rennen würden. Als Belohnung baue nach ein paar erfolgreichen Rückwärtstritten fleißige Vorwärtsschritte ein.

Nun habt ihr das Rückwärtsgehen trainiert. Jetzt kann das Stangen L aufgebaut werden. Dafür benötigt ihr 4 Stangen. Wenn keine Stangen vorhanden sind kann das L auch mit Sägemehl auf den Boden gestreut werden. Es empfiehlt sich den Pfad zuerst ca. 2 Meter breit zu legen, damit ausreichend Platz zum Wenden vorhanden ist. Später könnt ihr ihn auch etwas schmaler legen.

Stangen L

Zunächst geht ihr mit eurem Pferd ein paar Mal vorwärts durch das L. So kann das Pferd Vertrauen zu den Stangen finden. Wenn ihr dann soweit seid probiert es mal rückwärts. Dies solltet ihr langsam und Schritt für Schritt angehen lassen. Nutzt den ausgestreckten Arm als Richtungsweiser: Er soll simulieren, wo der Schenkel liegt. Soll das Pferd rechts um die Ecke, streckt den linken Arm aus und anders herum. Ihr könnt auch eine Gerte als Verlängerung benutzen. Diese Übung könnt ihr natürlich auch mal reitend meistern.

Wenn ihr die Übung schon ein paar Mal gemacht habt und alles gut klappt, könnt ihr sie schwieriger gestalten. Dafür baut ihr kein Stangen L, sondern ein Stangen Labyrinth auf. Auch hier empfiehlt es sich zunächst vorwärts durch zu laufen, bevor ihr es rückwärts versucht.

Stangen Labyrint

  • Schlüsselloch

Auch diese Übung bietet die Möglichkeit der Gymnastizierung des Pferdes und verlangt vom Reiter viel Geschick.

Mit 5 Stangen kann man ein „Schlüsselloch“ auf den Boden legen, bei dem der Reiter sein Pferd durch den schmalen Gang hineinführt oder reitet, auf beliebige Art im eigentlichen Schlüsselloch dreht und wieder den schmalen Gang hinausgeht. Dabei darf keine Stange übertreten oder weggerollt werden.

Im Dreieck muss der Reiter das Pferd mit einer Vorder- bzw. Hinterhandwendung drehen, was geschickte Führung bedeutet.

Wird die Drehung / Wendung im Schlüsselloch abwechselnd nach rechts und nach links geübt, wird das Pferd auf beiden Körperseiten gleichmäßig auf spielerische Art trainiert.

Schlüsselloch

  • Übung – Still stehen

Stehen bleiben und Warten zu trainieren bringt Selbstsicherheit und Ruhe und das Pferd lernt auf Euch zu schauen und zu hören.
Bei dieser Lektion soll das Pferd lernen ruhig und gelassen zu stehen. Dies soll auch mit Distanz zu Euch gelingen, solange ihr es möchtet. Diese Übung ist äußerst nützlich bei unruhigen Pferden, die vor allem beim Putzen, Satteln und Aufsteigen nicht ruhig stehen bleiben. Wenn das Pferd diese Übung gut beherrscht, kann man das Pferd ohne Weiteres auf dem Reitplatz „parken“ und ohne Hetze Stangen und Hindernisse aufbauen, ohne dass es sich vom Fleck bewegt.
Darüber hinaus lernt es einen der wichtigsten Aspekt: zu warten und erst dann zu reagieren, wenn von Euch ein neues Signal kommt!
Wie gehe ich vor?
Zuerst legt man 4 Stangen zum Viereck aus. Das Viereck dient dem Pferd zur optischen Begrenzung und gibt ihm einen Rahmen, in dem es stehen bleiben soll.

Stangenquadrat

Nun führst du das Pferd in das Quadrat und hältst es an. Nun zeige dem Pferd, dass es stehen bleiben soll und nutze eindeutige Stimmsignale, wie z.B. „Halt“ oder „Steh“. Bleibe jetzt eine Minute stehen und lobe das Pferd, wenn es im Rahmen stehen geblieben ist.
Als nächstes führe das Pferd wieder in das Quadrat, gebe ihm wieder die Signale zum Stehen und gehe etwas mehr auf Distanz (ca.1-2 Schritte). Bleibt es wieder eine Minute in dem Viereck – loben, loben, loben!
Wegen der Distanz ist es sinnvoll bei dieser Übung einen langen Führstrick oder eine Longe zu verwenden. Das Pferd darf dir mit den Augen folgen oder den Boden beschnuppert – das ist erlaubt, solange das Pferd stehen bleibt! Falls es sich bewegen möchte hast du nun die Möglichkeit ein Signal mit dem Führstrick zu geben und noch mal ein deutliches „Halt“ oder „Steh“ auszusprechen.

Wiederhole die Übung nun ein paar Mal und erhöhe dabei die Distanz zu deinem Pferd. Wenn du es dann schaffst, einmal um das Pferd herum zu gehen, heißt es nur: loben, loben, loben! (alles ist erlaubt, ob Stimme, Futter oder Streicheln!)
Beherrscht das Pferd diese Übung konstant, dann kannst du die begrenzenden Stangen weg nehmen und dasselbe noch einmal üben, nur ohne äußeren Rahmen. Dein Pferd sollte schnell verstehen, was du nun von ihm willst!
Wenn Dein Pferd beim Satteln, Putzen oder Aufsteigen nicht ruhig stehen sollte, dann transportierst du den Erfolg einfach zur erfolglosen Stelle, indem Du z.B. die Stangen auf den Putzplatz legst und die Statue dort übst. Danach binde das Pferd an. Nach einigen Tagen kannst du dann die Stangen entfernen und siehe da: dein Pferd kann selbst am Putzplatz – auf Kommando – ruhig stehen!

  • Krafttraining für Pferde

Eine andere Abwechslung und gleichzeitig gezieltes Krafttraining kann das Reifenziehen für Pferde sein. Was im hohen Sport schon weit verbreitet ist, kann auch uns „normalen Reitern“ nicht schaden. Die Pferde bekommen viel Kraft in der Hinterhand, was dem Dressurreiter bei der Hankenbeugung und dem Springreiter bei der Sprungkraft der Pferde helfen kann.

Für dieses Krafttraining wird ein Brustblattgeschirr oder ähnliches und ein alter Reifen benötigt. Ein altes Brustblattgeschirr findet ihr vielleicht noch bei euch in der Sattelkammer oder ihr schaut mal in dem berühmten Auktionshaus, ob ihr euch dort eins günstig ersteigern könnt. Einen alten Reifen zu bekommen ist das kleinere Problem.

Die Pferde müssen allerdings erst sehr langsam an diese Übung heran geführt werden. Zuerst sollte das Pferd nur mit dem Geschirr geführt werden, damit es sich langsam daran gewöhnen kann. Als nächstes können die Zugstränge von zwei netten Helfern gehalten werden. Dabei sollen die Helfer das Pferd erstens auf den leichten Zug und zweiten an das Baumelns der Zugstränge an den Beinen gewöhnen. Wenn das Pferd so 10 Minuten relativ gelassen geführt werden kann, kann der nächste und letzte Schritt gemacht werden, sprich der Reifen kann drangehängt werden.

Das Pferd sollte die ersten Male zunächst nur max. 5 Minuten mit einem Reifen geführt werden. Schließlich heißt es nicht umsonst Krafttraining. Diese Übung kann man gerne 2-3 Mal die Woche machen und die Zeit sollte man langsam auf bis zu 15 bis 20 Minuten steigern. Für sehr geübte Longenführer und Pferde kann diese Übung auch an der Longe erfolgen oder auch mal getrabt werden. Dies sollte allerdings nicht überstrapaziert werden, da dies dann sehr auf die inneren Gelenke geht.

  • Teppich abrollen

Wie intelligent eurer Pferd ist, könnt ihr mir dieser Übung testen. Dafür braucht ihr einen alten Teppich (nicht zu groß) oder ähnliches und Leckerlis. Lege nun eine Spur aus ein paar Leckerlis auf den Teppich und roll ihn auf, so dass sich die Leckerlis in der Rolle befinden. Nur ein Leckerli soll zu sehen sein. Führe nun dein Pferd an den Teppich und warte ab, ob es die versteckten Leckerlis findet. Intelligente Pferde geben nicht so schnell auf. Vielleicht könnt ihr da ja auch noch eine kleine Zirkusnummer daraus machen.

  • Weitere Ideen; woran ihr eure Pferde im Winter gewöhnen könntet:

    • Regenschirme
    • Flattertor oder Gerte mit Flatterbänder daran
    • Luftballons (einfach nur so oder auch an den lauten Knall, wenn sie platzen)
    • Gelbe/Blaue Säcke
    • Klappersack (Beutel mit leeren Dosen drin, den ihr oder jemand Anderes hinter sich her zieht)
    • Über Plane, gelbe oder blaue Säcke oder eine Decke laufen oder diese auf das Pferd legen

   

Ich hoffe, ihr könnt euch die letzten kalten Tage damit etwas etwas bunter gestalten und ihr hattet spaß beim lesen.

Mit reiterlichen Grüßen

Eure Friederike